Phase 2
Projektbeitrag
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Quickfacts:

Das Urheberrecht obliegt den zuständigen Planungsteams und den Verfassern.

Leitidee & Entwurfskonzept

Splash! – Der Neubau für das Brainergy Hub in Jülich setzt ein eindeutiges Ausrufezeichen als neues Zentrum und repräsentativer Leuchtturm für die Brainergy Park Community. Mit 5 tropfenförmig geschwungenen Armen, die um eine gemeinsame Mitte rotieren fügt sich das Gebäude in einen landschaftlich geformten See, dessen Ränder zum Verweilen einladen. Die ein- bis dreigeschossige Kubatur ist mit Kreisbögen und Tangenten konstruiert und ermöglicht durch Terrassierung der Tropfen die geforderte Flexibilität der Büromodule im Hinblick auf eine optionale Reduzierung. 

Die geschwungene, signethafte Form des Innovations- u. Gründerzentrums mit vielfältigen Aufenthalts- u. Kommunikationsflächen signalisiert nicht nur formal eine Offenheit für die Zukunftsfelder der Neuen Energien, Digitalisierung, Umwelttechnik und Bioökonomie. Gebäude und See stehen in einem energetischen Dialog in dessen Folge das Mikroklima und der energetische Aufwand zur Gebäudetechnik positiv beeinflusst werden. Der Neubau als Vorzeigeprojekt im Strukturwandel wird identitätsstiftend zum Forschungsgegenstand und Ideenlieferant für die Energiewende. 

360° Ansicht

Präsentation

Erläuterungsbericht

Die ringförmige Erschließung des Brainergy Village wird im Planungsgebiert über eine zentrale Platzfläche gekoppelt, die vom Durchgangsverkehr getrennt wird. Prinzipiell bleibt die Platzfläche für Anlieferung und Serviceverkehr überfahrbar und erhält einen ÖPNV-Anschluss für Elektrobusse. Im Nordosten fügt sich der Neubau in einen geschwungenen Landschaftraum, der mit Bäumen und Pflanzhainen zur Grundstücksgrenze vermittelt. Im Dialog mit der landschaftsplanerisch atmosphärisch gestalteten Wasserfläche entsteht ein öffentlicher Park der den Brainergy Hub umschließt und zum Verweilen u. Kommunizieren einlädt. Der Park verknüpft sich mit den Kurzschlüssen ins Quartier und vernetzt so den Neubau mit der Umgebung. 

Die Charakteristik des Parks wird über die Platzfläche nach Süden fortgeführt. Die Streuobstwiese wird dabei in ihrer Begrenzung geometrischen überhöht und bettet sich mit einem Rundweg eingefasst als eigenständiges Thema in den Park ein. 

Ein See mit Filtervegetation umspielt die tropfenförmigen räumlichen Bereiche des Brainergy Hubs. Der umlaufende Weg, der die Umgebung verknüpft, führt durch Schilfzonen und weitet sich am Wasser ebenso terrassenartig als Aufenthaltsbereich auf. Mit Bäumen und Hainen entlang der Grundstücksgrenzen sowie der landschaftlichen Einbettung entsteht eine parkartige Atmosphäre, die den Standort fokussiert und sowohl öffentlichkeitsbetonte als auch kontemplative Bereiche bietet. Wege außerhalb des Vorplatzes werden aus wassergebundener Decke hergestellt. Die Wege gehen optisch dort wo gefahren und angedient werden muss in beschichteten Asphaltbelag über mit der gleichen Körnung der wassergebundenen Decken. 

Der Neubau erhält auskragende Balkone in den Büromodulen und Terrassen zum See für Eventbereiche u. Mensa und bietet Naturnähe als erholsamen Aspekt gegenüber der technischen Arbeitswelt. Die Charakteristik des Parks wird über die Platzfläche nach Süden fortgeführt. Die bestehende historische Obstwiese ist dabei mit einem ovalen sich an den Enden aufweitendem Weg umgeben und kennzeichnet durch die Form ihre Besonderheit. Randlicher Altbaumbestand soll in dem Bereich des Ovals nahe dem Vorplatz verpflanzt und mit neuen Obstbäumen ergänzt werden. 

Im Kontext der Energiewende und der Forschung zu neuen Energien an einem ausgebeuteten Standort bietet der Brainergy Park eine Inspirationsquelle zwischen der historischen Landnutzung und neuer Herausforderungen, insbesondere mit der Ressource Wasser. Das Entwässerungskonzept verfolgt das Ziel, den durch die Flächenversiegelung gestörten natürlichen Wasserhaushalt wiederherzustellen und gleichzeitig die zukünftigen wasserwirtschaftlichen Auswirkungen des Klimawandels zu beachten. Es wird der Gedanke der „Schwammstadt“ verfolgt, wobei ein kanalisierter Niederschlagsabfluss durch Gründächer und versickerungsfähige Beläge der ebenerdigen Flächen so weit wie möglich vermieden wird. Unvermeidbare Regenabflüsse werden zwischengespeichert und versickert. Durch die umfangreiche freie Seefläche wird das Kleinklima im Quartier nachweislich verbessert und eine Erlebnisqualität geschaffen. Jedes Bauteil entwässert dabei getrennt über eine filternde Vegetationszone in den See mit freier Wasserfläche, der auf diese Weise mit geklärten Niederschlagswasser gespeist wird. Überschüssiges Wasser fließt in eine unterirdische Zisterne zur Brauchwassernutzung z.B. für die Bewässerung und bei stärkeren Niederschlägen in die dezentralen Versickerungsbereiche. Die Mulden, die sich zwischen der Erschließungsfläche befinden und mit Trauereschen bepflanzt sind, dienen dem temporären Aufenthalt und nehmen gegebenenfalls überschüssigen Wasser aus dem See auf. 

In den gebäudefernen Schilf- und Versickerungszonen verändert sich durch die schwankenden Wasserstände die Größe des Sees erlebbar, vor den Gebäuden sorgen senkrechte Ufer für eine gleichbleibend hohe ästhetische Qualität. Die Tiefe des geklärten Seebeckens ist so gestaltet, dass keine Geländer benötigt werden. Alle Dächer werden extensiv begrünt oder als Diversitätsdach mit unterschiedlichen Aufbauhöhen ausgebildet. Über den Veranstaltungsräumen lädt ein intensiv begrünter `Pausengarten´ mit zum Verweilen und Diskurs ein und fängt gerahmte Blicke über die Seenlandschaft ein. 

Die äußere Erschließung erfolgt umseitig über alle 5 Arme in das zentral gelegene Foyer. Damit wird eine optimale Orientierung im Gebäude und ein Maximum an Vernetzung in das umliegende Brainergy Village gewährleistet. Die Zuwegungen überspannen dabei brückenförmig die zusammenhängende Seefläche. 

Der südöstliche Gebäudeflügel beinhaltet im Erdgeschoss eine Plattform für die Fahrräder der Mitarbeiter mit Servicefunktionen und Boxen mit integrierter Lademöglichkeit für E-Bikes. Der Vorplatz im Süden wird über Pflanzmulden mit großzügigen Sitzbänken kommunikativ zonieret. Die Feuerwehrzufahrt erfolgt über den Vorplatz bzw. über die nördliche Anbindung, sowie über den See umführenden Weg. 

Im repräsentativen Eingangsbereich werden die weichen und geschwungenen Formen aufgegriffen. Über eine kreisförmige Spindeltreppe mit Blick zum See gelangt der Besucher in die Obergeschosse. Die Barrierefreiheit wird über eine zentral liegende Aufzugsanlage sichergestellt. Der ebenfalls kreisförmige Informationstresen zoniert den Übergang zum nordwestlich gelegenen Event- u. Konferenzbereich, die jeweils in einem Flügel angeordnet sind und zum Kommunizieren und Präsentieren einladen. Der Eventbereich mit Kaffeebar öffnet sich über eine großzügige Außenterrasse zum See. 

Im nördlichen Gebäudeflügel befindet sich der eingeschossige Konferenzbereich, der über einem blattadrigen Stahlträgerrost als Deckenkonstruktion stützenfrei ausgebildet wird. Die Haustechnik ist im Zwischenbereich des Tragwerks integriert und ermöglicht so eine lichte Raumhöhe von 3,86 m für den Konferenzbereich. Über ein verschiebbares Trennwandsystem lassen sich die Multifunktionsräume untereinander und mit den Foyerflächen flexibel zusammenschalten, so daß ein breites Konferenzangebot bis hin zur Großveranstaltung ermöglicht wird. Das Tragwerk generiert einen terrassierten Dachgarten, der mit Liegeflächen, Pflanzbeeten und einem Mandelbaumhain zum Verweilen einlädt. Eine umlaufende Pergola mit Sitzstufen rahmt den Garten und spendet Schatten. 

Im östlich anschließenden Tropfen liegt der öffentliche Gastronomiebereich, der sich ebenfalls mit einer Terrasse zum Wasser hin öffnet. Das offene Gastronomiekonzept mit thematischen Kücheninseln ermöglicht verschiedene Nutzungszonen und unterstützt die offene und kommunikative Atmosphäre des Gesamtgebäudes. Die Andienung erfolgt hier vom Vorplatz über die östliche Umwegung unmittelbar zum Küchenbereich. Der zentrale Müllraum liegt gut zugänglich im Bereich der Fahrradplattform. Im südwestlichen Tropfen liegt der Experimentierbereich mit den Projekt- u. Laborräumen und der Testfläche für Gebäudeautomation. 

In den Obergeschossen bilden die Tropfen die Büromodule ab, die im Bereich der Innenradien der Kubatur über die gemeinsamen, kommunikativ gestalteten Netzwerkflächen gekoppelt sind. Die Plattform des jeweiligen Tropfens ermöglicht die flexible Einrichtung eine Vielzahl von zeitgemäßen Organisationsformen vom Zellenbüro über Kombibüros bis hin zum Open-Space-Bereich. Die tropfenförmige Geometrie mit radial-umlaufender Verglasung ermöglicht eine optimale Tageslichtausnutzung für die Kernzonen. Über ein transparentes Bürotrennwandsystem u. ein Konzept zur Begrünung der Arbeitsplätze verschmelzen innen und außen und damit die Arbeitsplätze mit der Natur. 

Den Obergeschossen ist eine kontinuierliches `Balkonband´ außen vorgesetzt. Die umlaufenden Stege dienen als kommunikative Büroterrassen und können auch im Rahmen von Forschungsprojekten zur Befestigung von experimentellen Fassadensystemen eingesetzt werden: Hierbei können z.B. Module für Bioenergiefassaden mit Microalgen, thermische bzw. solare Luftkollektoren oder Fassadenelemente für Solarthermie u. Photovoltaik ausgiebig getestet werden. 

Im Hinblick auf den Brandschutz wird das Gebäude der Gebäudeklasse 5 zugeordnet und aufgrund der baulichen Ausdehnung und der Nutzung als Versammlungsstätte als großen Sonderbau ausgeführt. Im Hinblick auf die Zielsetzung einer offenen u. kreativen Atmosphäre wird das Brainergy Hub, in Anlehnung an die Anforderungen einer gesprinklerten Verkaufsstätte, als ein Brandabschnitt mit offener Geschossverbindung für eine Erschließungstreppe ausgeführt. Die Rettungswege und Angriffswege werden aus allen Bereichen baulich über notwendige Treppenräume sichergestellt. Das Objekt besitzt eine automatische Sprinkler-, Brandmelde- und Alarmierungsanlage, trockene Steigleitungen, eine Sicherheitsbeleuchtung und Möglichkeiten zur Rauchableitung in der Fassade. 

Das Tragwerk des Neubaus für das Brainergy Hub ist als fugenlose Skelettkonstruktion mit Stahlbetonflachdecken aus Recyklingbeton im zentralen Gebäudebereich und Holzverbunddecken in den angelagerten Modulen konzipiert. Die Geschossdecken sind unterzugsfrei, um so neben größtmöglicher Grundrissflexibilität die Konstruktionshöhen zu minimieren und gleichzeitig kollisionsfreie Verzüge der Haustechnik zu gewährleisten. Die Wahl der punktgestützten Flachdecke im Zentrum des Gebäudes ermöglicht eine freie Stützenanordnung. 

Im Bereich der Module mit Regelrastern liegen die seriell vorgefertigten Deckenelemente auf deckengleichen Stahlverbundträgern auf. Die Betonergänzung des Deckenspiegels und der Verguss der Verbundträger erfolgt vor Ort. Auf diese Weise entstehen oberflächenfertige und unterzugsfreie Deckenuntersichten in Holz, die gleichzeitig ausreichende Feuerwiderstandsdauer und Rauchabschluss bieten. 

Der stützenfreie Konferenzbereich wird von einem in Form von Blattadern ausgebildeten Stahlträgerrost überspannt. Die Konstruktionshöhe des Rostes folgt der Beanspruchung als zur Raummitte hin nach oben ansteigende Sattelform. Zwischen die Stahlträger sind Stahltrapezbleche mit oberseitigem ebenen Deckblech als Dachhaut eingelegt. Die sichtbare Oberflächenmodellierung erfolgt über das auf der Dämmebene angeordnete Substrat. 

Die stringente vertikale Tragstruktur verläuft optimiert ohne Versatz bis in die Gründungsebene durch. Gegründet wird das Gebäude auf einer elastisch gebetteten Bodenplatte mit in den nicht unterkellerten Bereichen umlaufenden Streifenfundamenten als Frostschürzen. Die Aussteifung des Gebäudes erfolgt über die massiv ausgebildeten für die Erschließung erforderlichen Gebäudekernen in Verbindung mit den Deckenscheiben. Das klar strukturierte Tragwerk mit seiner Materialwahl und den Möglichkeiten zur seriellen Vorfertigung bietet sowohl eine robuste und nachhaltige wie auch wirtschaftliche Bauweise mit optimierter Bauzeit und ausreichenden Speichermassen für ein ausgeglichenes Raumklima. 

Die Fassaden werden als Pfosten-Riegelkonstruktion aus Holz mit 3-fach Isolierverglasung und Holzeckleisten ausgeführt. Im oberen Fassadenbereich erhält die Verglasung eine integrierte Tageslichtlenkfunktion (Okalux), die auch für die größeren Raumtiefen eine gute Tageslichtversorgung ermöglicht. Für den sommerlichen Wärmeschutz werden die transparenten Fassadenbereiche mit einer elektrochromen Verglasung versehen. Die individuell schaltbaren Sonnenschutzgläser für Verschattung u. Blendung sorgen neben dem baulichen Sonnenschutz durch die überstehenden Balkonbereiche für ein hocheffektives Tageslichtmanagement. Der vorgehängte Terrassenaustritt erhält einen hölzernen Belag. Vorgefertigte, gebogenen Brettschichtholzträger für die äußere Rahmung bzw. den breiten Handlauf prägen die Gestalt der Terrassen. Dazwischen spannt sich eine X-tend-Seilnetz aus Edelstahl. 

Im Bereich der Büromodule bestimmt die Holzverbunddecke, die in ihrer Oberfläche als Akustikdecke gefräst wird die Raumwahrnehmung. Unterstützt wird dies durch das Beleuchtungskonzept mit linearen Leuchten, die radial angeordnet die Architektursprache akzentuieren und über die Rückreflexion an die Holzdecke eine warme u. angenehme Arbeitsatmosphäre generieren. In den Abendstunden lässt die Innenbeleuchtung die Balkonuntersichten als `warmes Band´ erscheinen. Im Bereich der Arbeitsplätze werden Heiz-Kühlsegel abgehängt. Das Installationsrückrat mit Lüftungskanal u. Leitungsführung wird mit einer gebogene Streckmetalldecke abgeschirmt. Die Böden sind als geschliffene Gussasphaltböden ausgeführt und verbinden sich im Erdgeschoss mit dem beschichteten Asphaltbelag in den Freibereichen. In den Gebäudekernzonen sind Industrieparkettböden inselartig eingelassen. 

Leitidee für das Konzept zur Nachhaltigkeit und ökologischen Angemessenheit der Konstruktion ist die Minimierung des Ressourcenverbrauchs bei der Herstellung des Gebäudes und der Einsatz der Baustoffe in einem optimalen Verhältnis aus Dauerhaftigkeit und Primärenergieverbrauch bei der Herstellung. Der für den Aufbeton der Holverbunddecken und die punktgestützten Flachdecken eingesetzte Stahlbeton ist Recyklingbeton mit recyklierten Zuschlägen. Die im Bereich der Stahlbetonflachdecke eingesetzten Verdrängungskörper dienen im Wesentlichen der Reduktion des Betonvolumens und minimieren gleichzeitig die Gründungslasten. 

Die Kombination des nahezu CO2-neutralen Baustoffs Holz mit einem Deckenspiegel aus Beton zur Hybridbauweise als Holzverbunddecke mit einer planmäßigen Nutzungsdauer von 50-100 Jahren ohne erforderliche Instandsetzungsmaßnahmen gewährleistet neben dem reinen Lastabtrag ausreichenden Schall- und Brandschutz ohne zusätzliche baukonstruktive Maßnahmen. Zusätzlich wird der Primärenergiebedarf für die Herstellung des Betons durch den Einsatz von Zement CEM III und einer hohen Substitution des Zements durch Flugasche minimiert. 

Bei den Fassadenkonstruktionen für die ein kürzerer Lebenszyklus zu betrachten ist, ergibt sich die Nachhaltigkeit durch die Materialwahl und Vorelementierung. 

Energiekonzept

Die Kernpunkte des energetischen Konzeptes für den Brainergy Hub in Jülich sind eine konsequente Minimierung des Energiebedarfs und eine umfassende Nutzung erneuerbarer Energien. Nur unter diesen Bedingungen lassen sich die Ansprüche an ein „Gold“ Zertifizierung des Gebäudes nach DGNB-Standard sowie die Anforderungen an ein zukunftsweisendes und nachhaltiges Gebäude realisieren. Unter Berücksichtigung dieser Punkte wurde ein ganzheitliches Konzept für die energetische Versorgung des Gebäudes aufgestellt. 

Die gebäudenahen Wasserflächen beeinflussen das Mikroklima im Gebäudeumfeld positiv. Durch die Verdunstung an der Wasseroberfläche wird die Lufttemperatur abgesenkt und senkt dadurch die thermischen Lasten und die Temperaturen der dem Gebäude zugeführten Außenluft und damit den energetischen Aufwand für die Luftaufbereitung. 

Die Wärmeversorgung des Brainergy Hubs teilt sich auf verschiedene Systeme auf. Einerseits erfolgt die Versorgung über Wärmepumpen (indirekt) aus dem geplanten Niedertemperatur-Wärmenetz (Anergie-Netz), welches das gesamte Brainergy Village mit Wärme versorgt. Weiterhin werden zur Gebäudeversorgung die erd- und seeberührten Bauteile der Gebäudegründung aktiviert. Die so gewonnene geothermische Energie wird über eine reversible Wärmepumpenanlage je nach Bedarf für die Beheizung und Kühlung des Gebäudes genutzt. Im Winter erzeugt die reversible Wärmepumpe Niedertemperatur-Heizwärme durch den Entzug von Umweltwärme aus den erd- und seeberührten Bauteilen. Im Sommer wird die überschüssige Wärme aus der Gebäudekühlung direkt über freie Kühlung in das Erdreich geleitet. Dadurch entsteht ein saisonaler Ausgleich zwischen Wärmeentzug und Wärmesenke. An ausgewählten Fassadenflächen können zudem Bioreaktoren mit Mikroalgen vorgesehen werden. Diese produzieren durch Photosynthese und Solarthermie Biomasse (8-10 %) und Wärme (40 %) und bieten weiterhin auch neue Möglichkeiten für Lichtsteuerung und Beschattung. Die Wärme wird in der Energiezentrale über einen Wärmetauscher abgeleitet und anschließend gespeichert. Die Biomasse wird in einer Konversionsanlage (Effizienzquote von 70-80 %) in Biogas umgewandelt, welches wiederum in andere Energie umgeformt werden, oder aber in den Laboren im Gebäude genutzt bzw. in das Gasnetz eingespeist werden kann. 

Auf diese Weise kann neben der Wärmeversorgung auch eine Versorgung des Gebäudes mit Kälteenergie realisiert werden. In Kombination zu der Kälteversorgung über die Wärmepumpenanlage und das Hochtemperatur-Kältenetz wird eine Entfeuchtungs-Kälterückgewinnung über die Wärmetauscher der Lüftungsgeräte (Kreislaufverbundsystem oder Rotationswärmetauscher) zur Kälteversorgung genutzt. Dieses System ermöglicht einen hocheffizienten Wärmeaustausch mit Austauschgraden von bis zu 85 %. Die Abwärme wird ergänzend zu der Wärmepumpenanlage zur Trink-Warmwasserbereitung für den Küchenbereich genutzt. 

Als Temperaturen zur Beheizung des Brainergy Hubs werden 40/30 °C angestrebt, welche durch die Wärmepumpenanlage erreicht werden. Für die Kühlung des Gebäudes sind 15 / 19 °C hinter der Systemtrennung angedacht. Die Raumtemperierung aller Fassadennahen Nutzflächen sowie innenliegenden Nutzflächen mit erhöhten Lasten erfolgt über Heiz- / Kühldecken bzw. -segel, welche bei Bedarf durch Induktionsgeräte ergänzt werden. Die Heiz- / Kühldecken sorgen für die Beheizung im Winter und können im Sommer oder in Abhängigkeit von den inneren Lasten zur Kühlung genutzt werden. Wo zusätzliche Kühlleistung für die Raumkühlung nötig ist, werden die Heiz- / Kühldecken durch integrierte Induktionsgeräte unterstützt. Die Versorgung der Raumheiz- / -kühlflächen erfolgt indirekt aus dem thermischen Anergie-Netz mit den daran angeschlossenen Wärme- und Kälteerzeugern über die Wärmepumpenanlage. 

Um eine flexible Beheizung und Kühlung der einzelnen Nutzflächen zu ermöglichen ist ein 4-Leiter-System in den Schächten und den Nutzflächen vorgesehen. So können die einzelnen Finger des Brainergy Hubs je nach Bedarf, Wärmeeinträgen und -verlusten individuell beheizt und gekühlt werden. Dabei ist in den Nutzflächen eine Kühlleistung von ca. 50 W/m² bezogen auf die Raumfläche vorgesehen. Die externe Kühllast liegt im Vergleich dazu bei ca. 21 W/m². 

Die Wände und Decken sind zum Raum hin unverkleidet und stehen damit als Speichermassen zur Verfügung. Die technischen Anlagen werden als Sichtinstallation ausgeführt und nur in höher installierten Bereichen mit einer großporigen Streckmetalldecke verdeckt. Die Heiz- / Kühlflächen werden als offene, akustisch wirksame Segel ausgeführt. 

Für die Stromversorgung wird der Brainergy Hub an das ortsanliegende Stromnetz angeschlossen. Ergänzend wird auf den Dachflächen eine Photovoltaikanlage aus auf dem Markt verfügbaren hocheffektiven monokristallinen Solarzellen mit gesamt ca. 216 kWpeak vorgesehen, welche an die Stromversorgung des Gebäudes und an das Netz angeschlossen wird. Der nicht direkt selbstgenutzte Strom wird saisonal in einem Wasserstoff-Stromspeicher eingespeichert. Die Abwärme aus dem Elektrolyseur und der Brennstoffzelle für die Rückverstromung wird in das Wärmenetz des Gebäudes eingespeist. Die Speicherung kann in Gasflaschen oder Metallhydrid-Speichern erfolgen, die auf dem Dach des Gebäudes oder im Außenbereich bei Gasflaschen-Speichern bzw. im Gebäude bei Metall-Hydridspeichern platziert werden. 

Als Lieferanten der Anlagen können die Firmen GKN, Bonn (Metallhydrid) oder OHS, Schweitenkirchen entsprechende Systeme liefern, die sich aktuelle in der Pilot-Phase befinden, aber ab 2022 marktreif verfügbar sein werden. 

Die mechanische Be- und Entlüftung der verschiedenen im Raumprogramm benannten Nutzungsbereiche ist aufgrund der Mindestaußenluftversorgung der Personen, der Sicherstellung des hygienischen Mindestluftwechsels und der geforderten Luftqualität (IDA 2 – 40 m³/h Pers) und der Abfuhr von belasteter Abluft (z.B. Küchenbereich, Müllraum) erforderlich. Die Regelung der Lüftungsanlagen erfolgt bedarfsabhängig in Abhängigkeit von den je nach Anforderungsprofil relevanten Führungsgrößen (CO2-Gehalt, Thermische Lasten, Raumtemperatur, Raumluftfeuchte, Stoffeinträge), um den jeweiligen energetischen Aufwand zu minimieren. Die Bedarfsregelung erfolgt Raum- oder Zonenweise aktiv auf den jeweiligen Schlechtpunkt der Anlage hin optimiert, um Druckverluste im Kanalnetz und damit den energetischen Aufwand für den Lufttransport zu minimieren. Das Luftkanalnetz wird in den Hauptzuleitungen für niedrigere Luftgeschwindigkeiten ausgelegt, um den Strombedarf der Ventilatoren zu minimieren. Eine kontrollierte Entfeuchtung der zugeführten Luft erfolgt nicht (abgebrochene Kühlung). Eine Befeuchtung der zugeführten Luft ist nur für die Veranstaltungsbezogenen Bereiche (Eventfläche und Konferenz) vorgesehen. 

Die zugeführte Luft wird so temperiert, dass sie die anfallenden thermischen Lasten abführen kann, wenn dies für die jeweilige Nutzung gefordert ist. Anderenfalls wird die Luft isotherm in den Raum eingeblasen, um keine zusätzlichen Lasten in die Räume einzubringen. 

Für die Bereiche Allgemein (inklusive Technik), Büro, Konferenz, Event / Café, Gastronomie, Küche und Müllraum sind entsprechende Raumlufttechnische Anlagen vorgesehen. Die Anlage für den Müllraum ist als reines Abluftgerät vorgesehen. Alle anderen Lüftungsanlagen sind als kombinierte Zu- und Abluftgeräte mit Kühler, Erhitzer und Wärmerückgewinnung geplant. Alle Raumlufttechnischen Anlagen werden im Untergeschoss des Brainergy Hubs aufgrund des Grundrisses und der verschiedenen Anforderungen und Nutzungsbereiche in getrennten Lüftungszentralen angeordnet. Die Außenluftansaugung der Geräte sowie die Fortluftauslässe sind über Lüftungstürme in den Wasserflächen, welche sich an den Hub anschmiegen, vorgesehen. 

Die Lüftungsanlagen werden mit einer Entfeuchtungs-Kälterückgewinnung und hocheffizienten Wärmetauschern (Kreislaufverbundsystem bei den Geräten für Küche und Gastronomie oder Rotationswärmetauscher bei allen anderen Lüftungsgeräten) mit Wärmerückgewinnungsgraden von bis zu 85 % ausgestattet. Hierbei wird die Wärme aus der Verflüssigung von Wasserdampf während der Entfeuchtung in der Rückgewinnung genutzt. Die Lüftungsanlagen für den Konferenzbereich und den Eventbereich werden zusätzlich mit einer Befeuchtung ausgestattet. 

Die Zuluft wird von der Decke in Fassadennähe von der Decke eingeblasen und zentral in den einzelnen Fingern abgesaugt. Im Falle von abgeschlossenen Räumen werden in die Trennwand Überströmelemente integriert, um eine gleichmäßige Durchströmung zu erreichen. Die Kanäle für die Verteilung der Mischlüftung werden an der Decke in Sichtinstallation sauber montiert. 

Der Küchenbereich erhält eine zentrale Trink-Warmwasseraufbereitung über Frischwasserstationen, welche über die Wärmepumpen (Anergie-Netz, Geothermie, Abwärme) versorgt wird. Alle anderen Bereiche werden, wo erforderlich, dezentral über elektrische Durchlauferhitzer mit Trink-Warmwasser versorgt. 

Alle Nutzbereiche werden über LED-Leuchten mit Licht versorgt. Die Steuerung erfolgt bedarfsabhängig zoniert (z.B. über Bewegungsmelder oder Zeitschaltungen). In innenliegenden Raumbereichen von grundsätzlich tagesbelichteten Nutzflächen wird die ausreichende Beleuchtung über eine tageslichtabhängig gesteuerte Ergänzungsbeleuchtung sichergestellt. Über die festinstallierte Beleuchtung wird eine Grundbeleuchtung erreicht, welche über Arbeitsplatzbezogene Leuchten an den individuellen Arbeitsplätzen ergänzt wird. 

Das Gebäude wird in allen Gebäudebereichen mit einer Sprinkleranlage ausgestattet, um die offenen inneren Gebäudestrukturen zu ermöglichen. 

Das Gebäudedach wird neben der Belegung mit Photovoltaik-Modulen begrünt, um ein besseres Gebäudeklima zu unterstützen und das nachhaltige Gebäudekonzept nach außen zu tragen. 

Die Gebäudehülle wird in Anlehnung an den Passivhausstandard ausgebildet, um den Wärmebedarf zu minimieren. Wichtig ist jedoch auch eine gleichwertige Minimierung der sommerlichen Lasten, um Überhitzung zu vermeiden und die notwendigen raumklimatischen Anforderungen zu erfüllen. 

Dazu werden die weitgehend transparenten Fassadenflächen mit entsprechend niedrigen U-Werten (0,8 W/m²K) ausgestattet. Für den sommerlichen Wärmeschutz werden die transparenten Fassadenbereiche mit einer elektrochromen Verglasung versehen, die die Sonnenschutzfunktion neben dem baulichen Sonnenschutz durch die überstehenden Balkonbereiche für einen hocheffektiven Sonnenschutz sorgt. Im oberen Fassadenbereich erhält die Verglasung eine integrierte Tageslichtlenkfunktion (Okalux), die auch für die größeren Raumtiefen eine gute Tageslichtversorgung ermöglicht. 

Acht Projekte aus Phase 2